Mit Krypto und DeFi erfolgreich einen Indie-Film finanzieren

27/11/2021

Mit Krypto und DeFi erfolgreich einen Film finanzieren.

Film ist eine teure Kunstform im Vergleich zu den meisten anderen. Filme haben hohe Technologiekosten, beschäftigen große Mengen an hochqualifizierten Crew-Mitgliedern, zahlen hohe Preise unter anderem für Ausrüstung, Logistik und Castkosten. Hierzu kommen noch Marketing- und Festivalkosten sowie jetzt auch Covid-bedingte Sicherheitskosten hinzu.

DeFi kann ein weiterer, wenn nicht sogar in Zukunft entscheidender Baustein in der Finanzierung von Filmen sein. Bevor wir uns die dezentrale Lösung anschauen, hier ein kleiner Überblick über die aktuellen Arten der Filmfinanzierung.

Fakten zur Finanzierung

Es gibt vier grundlegende Arten der Filmförderung, Eigenkapital und Fremdkapital. Sie werden oft in Kombination mit der dritten Art der Finanzierung verwendet – der Art, die nicht zurückgezahlt werden muss, wie Crowdfunding, Zuschüsse und weiches Geld. Außerdem brauchen die meisten Filme in Deutschland noch die Finanzspritze der Filmförderanstalten und beteiligter Sender.

Filmförderung

Unter Filmförderung versteht man die Unterstützung von Filmprojekten durch finanzielle Zuschüsse, Darlehen, Beratung, Öffentlichkeit, Filmpreise und dergleichen. Getragen wird die Filmförderung in der Regel von öffentlichen Einrichtungen oder von Wirtschaftsverbänden. Die Förderung verfolgt das Ziel, die Struktur der deutschen Filmwirtschaft zu sichern und den deutschen Film als Wirtschafts- und Kulturgut zu stärken. Außerdem geht es darum, die Qualität und Vielfalt des deutschen Filmschaffens zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Bank-Fremdfinanzierung

Die Fremdfinanzierung ist ein Darlehen, bei dem im Wesentlichen Geld geliehen wird, um den Film zu machen. Die "Kosten" dieser Finanzierung sind Zinsen. So zahlt der Kreditnehmer den Kredit und die Zinsen zurück.

Eigenfinanzierung (private euqity)

Eigenkapitalfinanzierung (privat equity) ist eine Art von Investition, bei der Geld gegen Teileigentum am Film eingetauscht wird. Wenn der Film Gewinne macht, tut dies auch der Investor, bis zu und über seine Investition. Wenn der Film kein Geld generiert, verliert der Investor seine Finanzierung.

Crowdfunding, Zuschüsse, Soft Money, Sonstiges

Die Eigen- und Fremdfinanzierung wird voraussichtlich zurückgezahlt. Andere Quellen müssen nicht zurückgezahlt werden, daher sind sie im Wesentlichen "frei". Crowdfunding und Stipendien stehen einigen Filmemachern zur Verfügung, die bereit sind, sich die Mühe zu machen, und der Aufwand ist beträchtlich.

In Deutschland kombiniert man oft die unterschiedlichen Finanzierungsmethoden miteinander, aber generell kann man sagen: Nur in den seltensten Fällen ist eine Produktion ohne die Beteiligung einer staatlichen oder länderspezifischen Förderung möglich. Allein dieser Zustand ist ein Ermöglicher, aber auch Verhinderer individueller Projekte. Und grade die Blockchain und die DeFi können hier Abhilfen schaffen. 

DEFI IN DER FILMINDUSTRIE

DeFi ist die Abkürzung für dezentrale Finanzen; Es handelt sich um eine experimentelle Finanzierungsform, ohne Abhängigkeit von zentralen Finanzintermediären wie Brokern, Börsenplattformen oder einer Bank. Die oben aufgelisteten Arten der Filmfinanzierung würden durch die Finanzierung über DeFi wegfallen. DeFi ermöglicht es unter anderem seinen Nutzern, Drittmittel zu verleihen (oder zu leihen), den Handel mit Kryptowährungen, Versicherungen gegen Risiken und Gewinne auf Sparkonten zu spekulieren.

Heute ist Filmfinanzierung ein Glücksspiel; die Finanziers oder Sponsoren setzen ihr Geld auf die Produktion und können nichts anderes tun, als auf ihre Veröffentlichung zu warten, um herauszufinden, ob es sich gelohnt hat oder nicht. 

Die Filmindustrie und DeFi haben dagegen die Möglichkeit viele Synergien einzugehen. Zum Beispiel könnte ein dezentraler Filmfonds geschaffen werden, in dem diese am Erfolg von Filmen beteiligt werden, die über die Plattform produziert werden. Mithilfe der Blockchain-Technologie und der Dezentralisierung würden die Produzenten ihre Projekte der Community präsentieren, die darüber abstimmen würde, welcher Film finanziert werden soll. Das Gewinnerprojekt würde Mittel aus den Fonds erhalten, die von derselben Gemeinschaft verwaltet würden.

Durch diese Art der Förderung würde die Filmproduktion "außerhalb", also off-chain, statt innerhalb der traditionellen Produktionskette liegen. Daher besteht ein Bedarf an Aufsicht durch Mitglieder der DeFi-Community, um die ordnungsgemäße Verwendung der für die Produktion bereitgestellten Mittel sicherzustellen. Sie würden den fertigen Film über die Plattform verteilen, so dass die Community, die ihn integriert (und für ihn gestimmt hat), seine Entwicklung verfolgen kann, bis der Film fertiggestellt und schließlich geschaut werden kann. Da jede Transaktion auf der Blockchain festgehalten wird, hat jeder jederzeit Einblick auf die Finanzen.

Die Buchhaltung wäre somit ein sehr transparenter Prozess, da die für den Film gezahlte Währung in den DeFi-Fonds zurückfließen und dann gemäß dem smart contract an alle beteiligten Parteien verteilt würde. Da Transaktionen in dem unveränderlichen und transparenten Hauptbuch aufgezeichnet würden, gäbe es keine Verwirrung darüber, wie die Gewinne verwendet wurden. Dieses Maß an Transparenz ist neu für bestehende fragmentierte Finanzierungs-, Produktions- und Vertriebsprozesse. Der endgültige Buchhaltungsprozess wäre also offener und würde unwiderruflich die Unklarheit über die Nutzbarkeit des Gewinns beseitigen. 

Das ist ein weiterer Baustein der Finanzierung, grade bei Indie-Produktionen: Denn Filmschaffende, die auf sogenannten Rückstellungsverträgen arbeiten, können sich sicher sein, dass sie bei der Auswertung dank smart contracts immer und sofort bezahlt werden. Denn oft wird verkannt, dass die eingebrachte Arbeitszeit in Indie-Produktionen nichts weiter als eine indirekte Finanzierung ist. Die Blockchain-Technologie bietet also gerade Crew-Mitgliedern die Gewissheit, definitiv am Erfolg des Films zu partizipieren.

In einem solchen Ökosystem haben Produzenten, die sonst keinen Zugang zur Finanzierung für ihre Filme hätten, nun die Möglichkeit, ihre Projekte zu realisieren. Gewöhnliche Menschen, die normalerweise Filme schauen müssen, die den "Launen" der Stiftungen und großer Produzenten unterliegen, hätten endlich eine Stimme. Sie würden über die Filme, die mit dem DeFi-Fond produziert werden sollen, abstimmen. So können Finanziers kluge Entscheidungen über die zu finanzierenden Filme treffen, je nachdem, was die Öffentlichkeit sehen möchte.

Durch die Nutzung der „Weisheit der Masse“ würde jede Produktion ein inhärentes Publikum haben, das sich aus der natürlich gewachsenen Community zusammensetzt. Diese würde organisch zur Förderung und Verbreitung des Films beitragen. Eine beispiellose Transparenz bei der Verwendung von Geldern und der Verteilung von Gewinnen würde die Zahl der Menschen, die bereit sind, in Filme zu investieren, exponentiell erhöhen und damit ein neues "goldenes Zeitalter" für die Filmindustrie einläuten.

Die Deutsche Filmindustrie muss und sollte sich der Blockchain öffnen, um aktiver mit neuen Zielgruppen zu interagieren, insbesondere jetzt, da Anstrengungen unternommen werden, um die Finanzen zu dezentralisieren. Im heutigen Filmproduktionsprozess gibt es weniger Offenheit in der Finanz-, Produktions- und Vertriebsphase. Die Architekten der DeFi-Community hingegen haben die volle Kontrolle über die finanziellen Vermögenswerte. Diese erhöhte Exposition der Geldverwendung könnte Freiwillige ermutigen, in Filmprojekte zu investieren, was eine neue goldene Ära für die Filmindustrie einleitet.

Natürlich wäre es auch denkbar, dass Filmförderanstalten, Sender und große Produktionsfirmen sich ebenfalls an diesen Projekten beteiligen. Dazu müssten sie sich allerdings den Regeln der Dezentralisierten Finanzen anpassen. Sie könnten ebenfalls in die DeFi-Fonds einzahlen und gleich wie alle anderen behandelt werden. Denn die Werkzeuge, die von jenen verwendet werden, die für eine freie Finanzierung kämpfen, werden die gleichen Werkzeuge sein, die für die Filmindustrie verwendet werden: Dezentralisierung und Blockchain-Technologie.

Zögern Sie nicht, sich auch mit den Möglichkeiten zu befassen, wie sie Blockchain-basierte Lösungen in ihren Produktionsablauf integrieren können. Wenn Sie fragen haben, oder mich als Sprecher buchen möchten, schreiben Sie mich einfach an.

Blockchain = Bitcoin …Eine kurze Geschichte der Blockchain

27/11/2021

Blockchain = Bitcoin …Eine kurze Geschichte der Blockchain

Um gleich eine Legende aus dem Weg zu räumen: Am Anfang war Bitcoin... – falsch! Am Anfang waren die beiden Wissenschaftler Stuart Haber und W. Scott Stornetta. 1991 erfanden sie eine Software, die digitale Dokumente mit einem Zeitstempel versah. 

Diese Zeitstempel sollten garantieren, dass die Dokumente nicht rückwirkend verändert werden können und in exakt jener chronologischen Reihenfolge verbleiben, in der sie verzeichnet wurden. So konnten weitere Blöcke an die vorherige angehangen werden und es entstand die erste “Blockkette”, die erste “Blockchain”.

Blockchain ist also nicht gleich Bitcoin. Erst im November 2008 publizierte dann eine unbekannte Person unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein technisches Konzept für digitales Bargeld unter dem Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System”. Das Whitepaper zum Bitcoin. Die hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto steckende Person oder Gruppe beschreibt darin bestehende, gravierende Probleme im Umgang mit monetären Werten. Zentralisierte Institutionen, wie Banken, Versicherungen oder Regierungen (heute würden wir noch die großen Tech-Firmen nennen) wird im Umgang mit monetären Werten ein Vertrauensmissbrauch vorgeworfen. 

Um also einem Vertrauensmissbrauch, und dem damit einhergehenden Datenmissbrauch, auf einer systemischen Ebene vorzubeugen, wurde der Bitcoin, der auf der Blockchain-Technologie läuft, entwickelt. Eine Veruntreuung von Geldern, Vertrauensmissbrauch oder schlichtweg Betrug wird durch diese neue Technologie erschwert. Dazu musste es eine Möglichkeit geben immer und zu jeder Zeit zu kontrollieren, was mit den Geldern eigentlich geschieht. Transparenz.

Ein wichtiger Punkt, damit das gelingt, ist, dass niemandem die Blockchain gehört. Sie ist dezentral. Nakamoto war keineswegs der Erste, der sich an der Erschaffung digitalen Geldes erprobte. Doch waren die Versuche seiner Vorgänger daran gescheitert, dass eine zentrale Autorität alle Transaktionen im Währungsraum überwachen musste, um die Gefahr des sog. Double Spending zu unterbinden. Nakamoto fand einen neuen Weg, dieses Double Spending zu verhindern: die Blockchain. Und damit die Nutzung von Time-Stemps.

Der Bitcoinhat als erstes eine Lösung des Double Spending gefunden. Bei Bitcoin und anderenKryptowährungenwerden alle Transaktionen ausnahmslos in einem freigegebenen öffentlichen Transaktionsprotokoll enthalten sein, genanntBlockchain. Transaktionen werden in Blöcken zusammengefasst. Dieser Mechanismus stellt sicher, dass die Partei, die die Bitcoins ausgibt, sie wirklich besitzt, und verhindert damit das Double Spending und andere Betrugsarten. Je mehr Bestätigungen eine Transaktion erhält, desto schwieriger wird es, sie zu fälschen.

Der komplexe Konsensus-Mechanismus, mit dem die Transaktionen bestätigt werden, braucht zwar ein wenig Zeit, um von densogenannten Minernabgearbeitet zu werden. Doch dadurch wird es beinahe unmöglich gemacht die Blockchain zu manipulieren oder zu kopieren. 

Aber müssen nicht all diese Daten, ähnlich wie bei Banken, irgendwo gespeichert werden? Ja, müssen Sie, aber die Blockchain ist ein Netzwerk, das als Antithese zur Cloud gesehen werden kann. Denn Informationen werden nicht irgendwo auf einem zentral verwalteten Server gespeichert, sondern jeweils lokal, auf allen Rechnern, die am Blockchain-Netzwerk teilnehmen. Da diese auf der ganzen Welt verstreut sind, ist die Datenspeicherung also dezentral. Deswegen wird die Technologie als besonders sicher angesehen: Um Informationen zu verfälschen, müsste nicht ein Server gehackt werden, sondern eben jeder einzelne Computer in der Blockchain. Daher muss das Netzwerk auch eine „kritische Masse“ an Usern erreichen, um tatsächlich sicher zu sein. 50 Rechner könnten schließlich noch einzeln gehackt werden. Bei 50.000 Rechnern scheint der Versuch dagegen aussichtslos. 

Das stellte die Blockchain jedoch vor andere Herausforderungen. Da diese von keiner zentralen Partei kontrolliert wird, muss die Mehrheit der am Netzwerk teilnehmenden Rechner, die Knoten, zu einem Konsens gelangen. Sie entscheiden darüber, was auf der dezentralen Datenbank abgespeichert wird und was nicht. Dazu müssen 2/3 oder mehr der Knoten zuverlässig und ehrlich handeln, um das vollständige Versagen des Netzwerkes zu vermeiden.

EineBlockchainermöglicht es also, Informationen mithilfe einer dezentralen, von vielen Teilnehmern gemeinsam genutztenDatenbankfälschungssicher zu übermitteln. Dadurch werden Kopien ausgeschlossen. Die Datenbank wird auch als Distributed Ledger oder Hauptbuch bezeichnet. Sie ist auf vielen Rechnern in einem Peer-to-Peer-Netzwerk abgelegt, wobei jeder neue Knoten mit seinem Beitritt eine vollständige Kopie der Blockchain übernimmt und ab sofort die Aufgabe hat, Transaktionen zu überprüfen und zu dokumentieren.


Wie läuft das konkret ab? 

Jemand initiiert einen Prozess, indem er einen Datensatz (Block) generiert, der dann von Tausenden oder sogar Millionen von Rechnern im Netzwerk verifiziert und gespeichert wird. Der verifizierte Block wird kryptografisch verschlüsselt an eine Kette von Datensätzen angehängt (Blockchain), so dass sehr viele einzigartige Datensätze mit einer jeweils eigenen, nachvollziehbaren Historie entstehen. Den Anfang einer jeglichen Blockchain macht der Genesis-Block. Jeder neue Block wird an den vorherigen angehangen. Blockchains erlauben so eine direkte Verifikation der Transaktion.


Das bringt uns zu einer Definition von Blockchain:

Die Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die im Netzwerk auf einer Vielzahl von Rechnern gespiegelt vorliegt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Einträge in Blöcken zusammengefasst und gespeichert werden. Durch einen von allen Rechnern verwendeten Konsensmechanismus wird die Authentizität der Datenbankeinträge sichergestellt. Oftmals wird der Überbegriff „Distributed Ledger“ synonym verwendet, auch wenn nicht jeder Distributed Ledger unbedingt eine Blockkette verwendet.

Zögern Sie nicht, sich auch mit den Möglichkeiten zu befassen, wie sie Blockchain-basierte Lösungen in ihren Produktionsablauf integrieren können. Wenn Sie fragen haben, oder mich als Sprecher buchen möchten, schreiben Sie mich einfach an.

Verpassen Sie nicht die Zukunft: Mögliche Blockchainanwendungen im Filmbusiness:

27/11/2021

Verpassen Sie nicht die Zukunft: Mögliche Blockchainanwendungen im Filmbusiness:

Die Deutsche Filmindustrie

Eins lässt sich nicht verheimlichen. Was die deutsche und internationale Filmindustrie angeht, gibt es ein Vor- und ein Nach-Corona. Und wenn ich von der Filmindustrie spreche, spreche ich nicht mehr von dem klassischen Kinofilm, sondern von allen fiktionalen Bewegtbildern. Die Serien, über die man heute auf dem Schulhof spricht, sind alle digital, womit ich meine: Es sind Produktionen, die für die großen und kleinen Streamer wie Netflix, Apple, Disney und Amazon produziert werden. Sie alle werden digital konsumiert. Über das Internet. Man denke nur an Game of Thrones, Lupin, Mandalorian.  Und mit wenigen herausragenden Ausnahmen (Das Boot, Babylon Berlin, Dark, Blood Red Sky) stammen alle diese Serien nicht aus Deutschland. Produktion und Rezeption haben sich jedoch grundlegend verändert. Und das werden sie in den nächsten Jahren auch noch weiter.

Lassen Sie mich eine Warnung aussprechen: Deutschland hat schon einmal den Trend des Neuen verschlafen und es nicht geschafft sich zu erneuern und eine disruptive Innovation nicht erkannt: Das Internet und die Streaming-Portale. Als Beispiel sei hier laut Statista das Interesse an deutschen Kinofilmen genannt: In den letzten Jahren, nach einem Hoch in den Jahren 2013 bis 2015, sind die Zuschauerzahlen in den deutschen Kinos deutlich gesunken. Im Jahr 2019 lag der Marktanteil deutscher Kinoproduktionen(nach Anzahl der Besucher) bei 21,5 Prozent. Vier Jahre zuvor lag er noch bei 27,5 Prozent. Die Anzahl derErstaufführungen deutscher Spielfilmeim Kino ist ebenfalls (leicht) gesunken. Im Jahr 2018 lag die Anzahl der Spielfilmpremieren bei 78, sechs Jahre zuvor wurden noch 86 Erstaufführungen gezählt.

Nun könnte man Corona für den weiteren Fall des Kinos verantwortlich machen. Zum Teil ist da sicher viel Wahres dran. Was in den Diskussionen um die Zukunft der Filmindustrie derzeit aber vergessen wird, ist dies: Schon lange vor Corona war die Verwertungskette nicht mehr reißfest. Bei den jungen Zielgruppen hat das Kino kaum noch Relevanz. Hier ist eher Netflix und Chill angesagt als ein Date mit Kinofilm und Popcorn. Doch nicht nur mit den Streamern konkurriert das Kino, sondern auch mit Social-Media-Kanälen wie YouTube, WhatsApp, Instagram und TikTok. Gerade die Usability und das einfache Produzieren von User-Generated-Content sorgen für exponentielles Wachstum. Wir betreten das Zeitalter der Creators-Economy. Die jungen Creator haben keine Angst vor dem Betreten neuer Pfade. Und das sollten wir auch nicht, wenn wir die Bewegtbildindustrie retten wollen.

Also, lasst uns nicht weiter in den Status Quo investieren, sondern in neue Technologien. Und damit meine ich: In die Blockchain. Denn die Blockchain wird alles, was wir bisher wussten und kannten, verändern. Sie ist eine Revolution. Nun schreien diejenigen, die eben in den Status Quo (das Kino, das Fernsehen, ja sogar das Streaming, wie wir es bis jetzt kannten) investiert haben: „Das wird nie etwas. Wieder nur eine von diesen neumodischen Erfindungen. Wir müssen nur lange genug warten, dann wird sie von allein wieder verschwinden. Das wird nie funktionieren“ Und ich sage Ihnen, doch. Sie wird funktionieren und genau genommen tut sie das schon. Und machen Sie nicht auch solche Fehler, verharren Sie nicht im Status Quo wie all die Menschen, die früher über Elektrizität sagten: “Diese Elektrizität ist auch nur eine neumodische Erfindung und eine gefährliche dazu. Wenn Sie Strom in Ihr Haus holen, dann wird früher oder später Ihr Haus brennen. Und Sie, Sie werden einen Stromschlag erhalten und werden gegrillt. Das wird niemals funktionieren, wir müssen nur lang genug warten, bis genügend Menschen gestorben und Häuser niedergebrannt sind!“  Wenn Sie zu diesen Menschen gehören, dann: Lesen sie nicht weiter. Sollten Sie offen sein, wird die Blockchain-Technologie Ihr Leben verändern.  

Schauen wir uns doch einmal die Felder an, in denen die Filmbranche vor akuten Problemen und notwendigen Erneuerungen steht.


Copyright

Das Urheberrecht schützt das ursprüngliche künstlerische Schaffen einer Person, das in einem greifbaren Kommunikationsmedium fixiert ist. Das Urheberrecht wird durch die nationale Gesetzgebung geregelt und daher von einer zentralisierten Regierungsbehörde kontrolliert, so dass der Umfang der Sicherheit natürlich von den Gesetzen eines Landes abhängt. Dennoch bieten die meisten Länder durch den Umgang mit internationalen Verträgen und Vereinbarungen eine gewisse Sicherheit ausländischer Werke. 

Für die Filmindustrie ist die Etablierung und der Schutz des Urheberrechts eine schwierige und kostspielige Aufgabe. Geldbußen und Rechtsstreitigkeiten stellen ein großes Hindernis dar und bedrohen die Existenz kleiner, unabhängiger Händler und Produzenten. Originelle Story-Ideen werden oft durch nicht anerkannte oder falsch zugewiesene Rechte ausgenutzt. Im Laufe der Jahre haben die Fälle von Filmen, die online durchgesickert sind, enorm zugenommen. Piraterie ist eine große Belastung und ein großer Aufwand für Filmstudios. Manchmal kann die Situation auch umgekehrt sein, wenn Content-Ersteller von Filmstudios ausgenutzt werden, da sie möglicherweise aufgrund mangelnder Transparenz keinen großen Anteil an der Produktion oder den Einnahmen eines Films haben.

Blockchain-Lösung:

Die Blockchain hilft dem Ersteller einer Idee oder eines Skripts, eine Kopie davon auf der Blockchain für entsprechende Rechte zu registrieren. Eine unveränderliche Aufzeichnung eines Assets wie einer Idee, eines Skripts, eines Charakters oder einer Geschichte kann in der Blockchain erstellt werden. Smart Contracts (digitale, selbstausführende Verträge, die die Bedingungen der Vereinbarung zwischen einem Käufer und einem Verkäufer enthalten) helfen bei der Definition der Regeln für die Übertragung von Rechten an TV-Versionen, internationalen Veröffentlichungen und Merchandising-Lizenzen. 

Haben Sie Ihr Werk nun auf der Blockchain gesichert, sind die digitalen Copyright-Daten im Block enthalten, indem die Blockchain-Technologie mit dem Registrierungsschutz digitaler Rechte integriert wird. Jeder Block ist mit der Blockkette verknüpft, was garantiert, dass die digitalen Copyright-Informationen nicht manipuliert werden können. 

Mit Hilfe der auf der Blockchain-Technologie basierenden Möglichkeiten werden Einzelpersonen befähigt, Kunstwerke nicht nur zu finden, sondern auch Werke in einer Weise zu verwenden und zu handeln, die die Rechte der Schöpfer nicht verletzt. Solange die Mitglieder der Blockchain stark sind und die fraglichen Daten auf die Kette verteilt sind, sind die in der Blockchain enthaltenen Informationen so konzipiert, dass sie langlebig und eine sehr zuverlässige Quelle sind.

Obwohl Blockchain möglicherweise keine End-to-End-Lösung für Piraterie ist, kann sie verwendet werden, um den Prozess zu verhindern, dass Inhalte illegal durchsickern. Die Distributed-Ledger-Technologie der Blockchain erstellt eine unveränderliche Aufzeichnung von Transaktionen für jede kreative Arbeit, Idee oder Vermögenswerte. Smart Contracts und Token (Darstellung eines bestimmten Vermögenswerts oder Dienstprogramms) können verwendet werden, um Inhaltseigentümer, Suchmaschinen und ISPs (Internet Service Provider), Screening und Broadcasting sowie legitime Film-Uploads zu signalisieren, wenn ein nicht Blockchain-fähiger Inhalt online entdeckt wird.



Mangelnde Transparenz bei der Finanzierung

In der Filmindustrie stecken die Investoren ihr Geld in ein Projekt und sie kennen den Status der Mittel, die bei verschiedenen Schritten von Filmproduktionen verwendet werden, nicht. Dies fördert Ungewissheit und ist eine Hürde für verschieden Investoren.

Blockchain-Lösung:

Genauso wie das WWW die Möglichkeit geboten hat, durch eine einfachere, schnellere und billiger Form der Datenübermittlung Geschäftsprozesse zu optimieren, so bietet die Integration einer auf Blockchain basierenden Lösung die Chance für optimierte Geschäftsprozesse, wenn es um einfaches, schnelles und billiges Verifizieren von Daten geht.

Mit Blockchain und DeFi (decentralized finance), die dezentraler Natur sind, können Investoren die vollständige Verwendung ihrer Mittel in verschiedenen Phasen des Filmemachens und auch die Gewinne aus den Projekten, in die sie investiert haben, überwachen. Jeder Schritt ist nachvollziehbar, jede Transaktion, die von der Produktionsfirma getätigt wird, wird festgehalten. Die Möglichkeiten Gelder zu missbrauchen sinkt, da der Mittelsmann ausgeschaltet wird. 


Mangelnde Transparenz für die Filmschaffenden

Um kleinere oder größere Produktionen zu stemmen, muss oft auf kreative Wege der Finanzierung zurückgegriffen werden. Und das meistens zur Last der Filmschaffenden. Mit kleinen Buyout-Verträgen, minimalen Gewinnbeteiligungen und Eigentumsrechten an dem Endergebnis werden die Filmschaffenden geködert, ohne dass es einen transparenten Blick auf die Produktions- und Verwertungskette gibt. Wo geht das Geld wirklich hin? Wer bekommt was wann?

Blockchain-Lösung:

Mit Hilfe von Blockchains, SmartContracts und DeFi können Filmschaffende, allen voran Autoren und die Crew, eine faire Vergütung bekommen. So kann durch die richtige Integration der Blockchain ermöglicht werden, dass jeder an jedem Verkauf und Erlös partizipiert. Man stelle sich nur einmal vor: Der kleine Indiefilm, bei dem ein Kameramann oder Tonmeister für umsonst mitgearbeitet hat, hat einen Rückstellungsvertrag geschlossen, der besagt: Du arbeitest zwar jetzt umsonst, aber sobald der Film auch nur ein Kinoticket verkauft oder einmal digital heruntergeladen wird, wirst du beteiligt. Und genau das kann man durch Blockchain erreichen und automatisieren. Der Filmschaffende kann sich stetiger Einnahmen erfreuen und muss sich keine Sorgen mehr machen, dass der Produzent das Geld erstmal „hin und her schiebt“.


Vereinfachung des Vertriebsprozesses

Dank verschiedener Vertriebsmodelle erreichen Filmveröffentlichungen heute ein globales Publikum. Traditionelle Distributoren- und Ausstellernetzwerke wurden durch Partnerschaften mit internationalen Partnern erweitert, die den lokalen Vertrieb kontrollieren. Es dauert lange, die globalen Netzwerke der Filmindustrie aus Produzenten, Verleihern und Zuschauern zu verbinden.

Blockchain-Lösung:

Infolgedessen macht es die Blockchain-Technologie einfach, Produzenten, Distributoren und globale Zielgruppen in einem einzigen Netzwerk zu verbinden. Für die Filmindustrie wird dies eine dezentrale und skalierbare Lösung sein. Die Blockchain dient nun als skalierbare und dezentrale Lösung. Sie bewältigt die zunehmende Komplexität digitaler Vertriebsmodelle und globaler Netzwerke. Smart Contracts können verwendet werden, um eine automatisierte Umsatzverteilung zu ermöglichen. Dieses Szenario kommt kleinen, lokalen Ausstellern und unabhängigen Produzenten zugute, da das Publikum Kryptowährungen verwenden kann, um Tickets zu bezahlen und Sammlungen zu teilen, bevor die Show-Screenings abgeschlossen sind. (AMC nimmt jetzt schon DogeCoin als Zahlungsmittel an). Die Blockchain-Technologie wird jetzt zunehmend von Filmemachern als Filmvertriebskanal genutzt, was eine positive Veränderung in der Art und Weise signalisiert hat, wie Inhalte geteilt und angesehen werden. 


Chancengleichheit für kleine Akteure

Durch das Filmfinanzierungssystem in Deutschland, das immer eine Beteiligung eines Senders und oder die einer Filmförderungsanstalt voraussetzt, bleiben kleine Indie-Produktionsfirmen oft chancenlos. Damit meine ich: Filme werden in Deutschland nur über zentralisierte Institutionen finanziert und das Publikum wird oft bevormundet. Genre-Filme, Kunstfilme oder kleinere Indiefilme haben somit oft nicht die Chance finanziert oder vertrieben zu werden. Zu teuer sind die Kosten, zu unsicher das Business. Doch grade das verhindert die Vielfältigkeit und tolle Projekte werden erst gar nicht das Licht der Welt erblicken.

Blockchain-Lösung:

Blockchain bietet Möglichkeiten für unabhängige Produktionshäuser und aufstrebende Regionen, die ein begrenztes Publikum und eine begrenzte Infrastruktur haben. Wenn die Rechte an einem unabhängigen Film von einem größeren Studio gekauft werden, können die Details der resultierenden Gewinne auf der Blockchain geteilt werden. Blockchain ebnet Filmliebhabern den Weg, ein integraler Bestandteil der Unterhaltungswirtschaft zu sein. Blockchain hilft, den kreativen Prozess der Filmindustrie zu gestalten. Fans, die die Schöpfer unterstützen, können nun ihre Leidenschaft monetarisieren, indem sie eine wichtige Rolle bei der Förderung des Prozesses spielen. 


Und so könnte in Zukunft eine Indie-Produktion aussehen, die Blockchain-basierte Lösungen zu Hilfe zieht: 

Eine Finanzierungsrunde erreicht wesentlich mehr Investoren, denn die Community kann durch den Erwerb von Tokens an der Finanzierung teilnehmen. Jeder Inverstor kann sehen, was genau mit seinem Geld gemacht wird und wo das Geld hineinfließt. Die Verwendung lässt sich also von jedem Einzelnen einsehen und verifizieren. Wir können uns sicher sein, dass das Geld auch sinnvoll in der Produktion eingesetzt wurde. Der fertiggestellte Film würde über einen Smart Contract auf digitalen Festivals eingereicht werden, als NFT global veröffentlicht und von jedem auf einer Internetplattform erworben werden. Dabei wird ein Vertrag geschlossen und das Geld wird dem Filmverkäufer zugeschrieben. Diese Transaktion wird auf einer Blockchain festgehalten. Nun ist der Film allerdings auch durch die dezentrale Natur der Blockchain in unterschiedlichen Ländern in die Kinos gekommen und nicht nur die ursprünglichen Investoren (die Besitzer der Tokens) können davon profitieren. Viele Mitarbeiter und Schauspieler haben einen Vertrag, der ihnen auch Back-End-Points garantiert (also eine Gewinnbeteiligung an der Vermarktung des Films). Auch diese Einnahmen werden, da die Kinos mit einem entsprechenden Blockchain-System ausgerüstet sind, festgehalten. Nun muss sich niemand mehr um seine Gewinnausschüttung Sorgen machen, denn diese wurde ja vorher auf der Blockchain festgehalten. Wir müssen uns auf keinen Dritten und sein Computersystem mehr verlassen. In den besten Fällen erfolgt das oben Beschriebene alles automatisiert, allerdings kann jeder Mitarbeiter auch hier schnell verifizieren, ob er das Geld bekommen hat, das ihm zusteht.

Mit ziemlicher Sicherheit habe ich noch nicht mal die Hälfte aller Möglichkeiten hier skizziert. Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie Blockchain-basierte Lösungen die Filmindustrie bereichern werden. Die Blockchain und DeFi sind hier, um das Filmgeschäft vor seinen größten Problemen zu bewahren und durch seinen dezentralen und schnell verifizierbaren Charakter bietet es neue Finanzierungsmöglichkeiten, fairere Bezahlungen, niedrigere operative Kosten, dadurch größere Gewinnmöglichkeiten und am wichtigsten: bessere Filme. 

Zögern Sie nicht, sich auch mit den Möglichkeiten zu befassen, wie sie Blockchain-basierte Lösungen in ihren Produktionsablauf integrieren können. Wenn Sie fragen haben, oder mich als Sprecher buchen möchten, schreiben Sie mich einfach an.

15/11/2021


 “There is no terror in the bang, only in the anticipation of it.” Alfred Hitchcock

Zuschauerbindung durch Suspense


Hitchcock ist und war der unbestrittene Master of Suspense. Doch was ist Suspense eigentlich? Einfach ausgedrückt: Suspense sorgt für ein Gefühl der Unsicherheit über das Ergebnis eines Ereignisses – und die Frustration darüber, nicht eingreifen zu können. Man nehme folgendes Beispiel: Wenn wir ein Kind sehen, das vor einen Bus läuft, dann wollen wir es retten. Wollen schreien: „Bleib stehen! Pass auf!“ Suspense weckt also den Retter-Instinkt in uns allen.

Nüchtern betrachtet herrscht Suspense dann vor, wenn man dem Zuschauer gerade genügend Informationen gibt, so dass dieser beispielsweise ein konkretes, die Filmfiguren bedrohendes, Ereignis befürchten muss und dadurch über eine relativ lange Zeitspanne hinweg dem Ausgang dieser Entwicklung entgegenfiebert. Poetischer ausgedrückt ist Suspense jene mystische Kraft, die den Zuschauer so fesselt, dass er unbedingt das Ende des Films sehen muss. Suspense ist also nicht der Bang, sondern die Erwartung des Bangs. Hitchcock hat an dieser Stelle immer wieder gerne seine „Bombe-unter-dem-Tisch“-Geschichte erzählt. Wenn sich unsere Heldin und ihre Freundin an einem Tisch gegenübersitzen und plötzlich explodiert eine Bombe, dann reicht dieser Schock (Bang) für ein paar Sekunden. Wenn wir jedoch unsere Heldin und ihre Freundin sehen, wie diese an einem Tisch sitzen, unter dem eine Bombe ist, was unsere Heldin und die Freundin aber nicht wissen, (weil es exklusive Informationsvergabe an den Zuschauer is), dann wollen wir ihnen zurufen: „Hört auf Euch über so belangloses Zeug zu unterhalten. Lauft weg. Unter Eurem Tisch ist eine Bombe“ (Erwartung des Bangs).

In allen Fällen geht es darum, eine Verbindung mit dem Zuschauer herzustellen. Suspense funktioniert nämlich nur dann, wenn der Zuschauer Empathie für den Protagonisten empfindet. Wir wollen, dass der Held der Geschichte in Sicherheit ist, weil wir bereits eine emotionale Bindung zu ihm aufgebaut haben.

Wie genau kann man also in seiner eigenen Serie, seinem eigenen Drehbuch, Suspense einbauen? Sie gar zum zentralen Element machen? Suspense erzeugt man, in dem man zuerst ein Geheimnis in seiner Story-Welt pflanzt und dann immer wieder Augenblicke schafft, in denen das Geheimnis fast herauskommt. Hier im Weiteren die „Das-War-Knapp-Momente“ genannt. Am Ende der Suspense- Sequenz (kann eine kurze Szene oder nahezu der ganze Film sein) muss ein magischer Trick kommen, eine Überraschung – ein unvorhersehbarer Twist der Ereignisse.


Um Suspense in seine Geschichte einzubauen, sollte man also:


1. Ein Geheimnis pflanzen

2. Kurze Momente des Erwischt-/Aufgedecktwerdens erzeugen: Der „Das-war-knapp-Moment“

3. Den Zaubertrick platzieren

Ein Geheimnis pflanzen:

 

Damit Suspense funktioniert, muss man zuerst ein Geheimnis pflanzen. Nehmen wir also an, Person A hat etwas zu verstecken. Eine story-relevante Information, um mit dieser das Publikum zu manipulieren.

Als erstes muss demnach der Zuschauer das Geheimnis erfahren. Dann muss es eine Szene geben, in der eine Figur vorkommt, vor der der Protagonist das Geheimnis bewahren muss. Das Einfachste: Person A lügt Person B an. Der Zuschauer fühlt sich dank der Lüge, deren Teil er nun ist, speziell – als etwas Besonderes. Wer kennt nicht die Freude, wenn man wieder einmal den neuesten Gossip gehört hat und sich dadurch wie ein Teil einer eingefleischten Gemeinde fühlt. Es gibt nun eine Verbindung zwischen Zuschauer und Person A, sobald Person A diese Lüge der Person B erzählt.

Die Frage, die sich uns doch stellt, ist: Was verheimlicht der Protagonist vor den anderen Charakteren? Was passiert mit dem Protagonisten, wenn das Geheimnis rauskommt? Um Hitchcock zu zitieren:

„People always enjoy seeing someone doing something without being discovered, as to whatever it takes. Even if you have a villain creeping in, the audience for some reason, whether there’s a touch of larcency in everyone or something, I don’t know, will always say „Quick, quick, quick before you’re found out. Get out.“


Gut. Ein Geheimnis muss gepflanzt werden. Die wichtigste Frage, die man sich stellen sollte beim Aufbau von Geheimnissen ist: Wer weiß was?

a.) Was weiß der Protagonist?

B.) Was wissen die anderen Charaktere? c.) Was weiß das Publikum?

Sollten der Protagonist, die anderen Charaktere und das Publikum auf demselben Wissenstand sein, dann erzählen wir definitiv keinen Suspense.

Schauen wir uns doch einmal zwei Beispiele an:



Beispiel 1: DIAL M FOR MURDER:

Wie wird in Dial M for murder Suspense erzeugt?

 Der Ex-Tennis-Profi Tony Wendice erfährt, dass seine Frau Margo vor längerer Zeit eine Affäre hatte. Obwohl diese beendet ist, beschließt er, Margo zu ermorden, um an ihr Erbe zu kommen. Ohne ihr Geld könnte er seinen aufwändigen Lebensstil nicht finanzieren.

  1. Pflanzen des Geheimnisses: Also manipuliert Tony seinen ehemaligen Studienkollegen, den Hochstapler Charles Swann, um ihn dazu zu bringen, seine Frau zu ermorden, während er selbst mit seinem Nebenbuhler Mark Haliday einen Club besucht und so ein

perfektes Alibi hat. Der Zuschauer weiß also, dass Charles Swann beauftragt ist, Margo zu ermorden. Das ist das Geheimnis zwischen Tony, Charles und uns Zuschauern.


 Was weiß der Protagonist? Der Protagonist (in unserem Falle Tony) möchte seine Frau umbringen lassen und hat sich einen Plan ausgedacht. Er kennt den kompletten Plan und wir erfahren über diesen Plan, wie der Mord ausgeführt werden soll. Der Plan wird hier in jeder erdenklichen Kleinigkeit ausgebreitet. In diesem Augenblick passieren zwei Dinge mit uns:


 a) Zum einen sorgen wir uns um Margo, da wir wissen, dass sie umgebracht werden soll.

b) Zum anderen machen wir uns Gedanken, ob Tony wirklich den perfekten Mord geplant hat. Auf eine krude Art und Weise wollen wir auch, dass der Plan funktioniert. Wir wollen den perfekten Mord sehen. Die Frage, die durch das Geheimnis aufgeworfen wurde, ist: Wird Charles Margo umbringen? Es gibt also ein Geheimnis zwischen Tony, Charles und dem Zuschauer.



 Beispiel 2: Breaking Bad Season 2 / Episode 2:

Jessie und Walter sind bei Tuco und Hector Salamanca im Versteck. Tuco hat allen Essen gemacht. Victor Salamanca sitzt im Rollstuhl, kann nicht reden und starrt einfach so vor sich hin. Gemeinsam will mit Walt Tuco nach Mexiko flüchten, wo dieser für das Kartell kochen soll. Natürlich spielen Jessie und Walt die Charade hier nur mit, damit sie selbst nicht umgebracht werden. Wir haben zuvor in genügend Augenblicken gesehen, was für eine wandelnde Zeitbombe Tuco ist.

 1. Geheimnis pflanzen: Während Tuco also Essen kocht, beschließen Walt und Jessie, dass sie mit dem gestreckten und mit Gift versetzten Meth Tuco umbringen wollen. Während sie ihren Plan besprechen, bekommt das zwar Hector mit. Das stört Jessie und Walt allerdings nicht, da sie davon überzeugt sind, dass Hector eigentlich nichts mehr mitbekommt. Schließlich hat Walt die Chance die Tortilla von Tuco zu vergiften, was Hector sieht.

Was weiß wer? Der Zuschauer hat Walts und Jessies Plan mitbekommen. Und der Zuschauer will, dass dieser Plan auch funktioniert. Denn der Zuschauer weiß – Tuco ist echt ein fieser Schweinehund. Und sollte er auch nur das Geringste von dem Plan mitbekommen, sind Walt und Jessie tot. Der Zuschauer hat aber auch gesehen, dass Hector alles beobachtet hat. Sofort stellt man sich die Frage: Steckt mehr hinter Hector? Die Frage, die aufgeworfen wird, ist: Werden Walt und Jessie Tuco töten können? Es gibt also ein Geheimnis zwischen dem Zuschauer und Walt und Jessie.

Nachdem die Geheimnisse erfolgreich gepflanzt wurden, brauchen wir eine Menge „Das-war-knapp- Momente“ um den Zuschauer nervös mit den Zähnen knirschen zu lassen.


Der-das-war-knapp-Moment:

Das-war-knapp-Momente sind der Schlüssel zu suspensereichen Geschichten. Sobald der Zuschauer über das Geheimnis Bescheid weiß, will er auch, dass es herauskommt. Das involviert den Zuschauer, weil er zu gleichen Teilen hofft, dass der Protagonist auffliegt, aber auch, dass er es schafft, sein Geheimnis zu bewahren. Der Zuschauer ist zwischen Sympathie und Schadenfreude hin und hergerissen.


Gesteigert wird die Anspannung noch durch unterhaltsame Szenen, die fantastische Szenarien wiedergeben, bei denen das Geheimnis „beinahe“ verraten wird. Dadurch wird der Suspense gesteigert. Man stelle sich nur einen Seiltänzer vor. Die Frage ist immer: Wird er fallen? Als Geschichtenerzähler kann man das für sich nutzen, und die Spannung, den Suspense, erhöhen, in dem der Seiltänzer manchmal ins Wanken gerät und beinahe runterfällt. Wir halten die Luft an.

Das Ganze lässt sich aber mit ein paar Tricks noch intensivieren: Wenn wir vor dem Auftritt des Seiltänzers dem Publikum mitteilen, dass das Seil manipuliert wurde und das Seil, sobald der Seiltänzer in der Mitte des Seils ankommt, reißt, kann das Publikum vor Spannung kaum atmen. „Oh mein Gott. Das Seil wird reißen, der Seiltänzer wird hinunterfallen. Ich weiß es! Man hat es uns gesagt! Es wurde manipuliert! Komm runter da! Geh nicht zur Mitte!“, wird der Zuschauer schreien. Und dann bleibt der Seiltänzer stehen, kurz vor der Mitte. Und geht ein paar Schritte zurück und dann wieder langsam vorwärts. Und bleibt erneut kurz vor der Mitte stehen und verneigt sich ... Sie sehen – schon das ist spannender als manche Serie im Fernsehen zurzeit.

Um die Bedeutung des Das-war-knapp-Moments zu verdeutlichen bedienen wir uns an einem Beispiel aus der Psychologie des Glücksspiels. Beim Glücksspiel gibt es ein Phänomen, bei dem ein Spieler dadurch süchtig und abhängig wird, wenn er beinahe gewinnt. Und zwar um so knapper, umso besser - das Near-Win-Prinzip.

Man nehme also einen Glücksspielautomaten. Je knapper ein Beinahe-Gewinn ist, desto effektiver ist die Bindung des Spielers. Und umso größer das Potential, dass er nicht aufhören kann zu sielen.


Sehen wir uns ein Beispiel an: Drei Bananen bedeuten den absoluten Jackpot. Die erste Banane stoppt. Ich brauche nur noch zwei. Und auch diese stoppt. Ja, ich werde gewinnen. Jetzt nur noch die dritte. Oh mein Gott, die dritte Banane kommt ... Ich habe sie fast. Ich gewinne. Oh nein. Genau einen vorher stehengeblieben. So knapp. Die musste doch nur noch ein bisschen weiter ... verdammt! Das-war-knapp.


Diese Variante des Das-war-knapp ist wesentlich effektiver, als wäre jetzt nur eine Banane gekommen und dann keine mehr im Sichtfeld. Denn das wäre ja nicht so knapp gewesen. Oder zwei und die dritte ist nicht mal zu sehen – auch nicht so gut. Je knapper, desto größer ist die Verbindung und der Wunsch weiterzuspielen. Denn beim nächsten Mal, da wird es ja sicherlich funktionieren.

Auf den Suspense in Filmen übertragen bedeutet das: Je knapper ein Ereignis, bei dem das Geheimnis droht, herauszukommen, desto süchtiger sind wird nach dem Ausgang und desto mehr involviert in den Film. Der Zuschauer erwartet den nächsten Das-war-Knapp-Moment voller Sehnsucht – vielleicht wird da ja das Ergebnis endlich verraten. So, nun sind wir zum Zerbersten gespannt - es gab immer noch keinen Abschluss für unser Geheimnis. Bevor wir zum dritten Element für guten Suspense kommen, hier erst einmal Beispiele für gute „Das-war-knapp“-Momente.

Sehen wir uns wieder die beiden Beispiele aus „Bei Anruf Mord“ und „Breaking Bad“ an.

 

Bei Anruf Mord:

 Der Das-war-knapp-Moment: Das Geheimnis ist gepflanzt. Tony will seine Frau umbringen lassen. Das Publikum weiß Bescheid. Nun folgt eine längere Sequenz, in der es einige „Das-war-knapp- Momente“ gibt. Dazu lohnt es sich den Film einmal genau anzuschauen.

Exemplarisch greifen wir hier einen Moment heraus. Margo, die heute zu Hause umgebracht werden soll, will lieber ins Kino gehen und nicht allein zu Hause bleiben. Dies teilt sie Tony und auch Mark mit, der ja mit Tony zum Abendessen verabredet ist. Tony sieht durch Margos Kinopläne seinen Plan scheitern und wird wütend gegenüber seiner Frau. Er versucht sie dauernd zu überreden, zu Hause zu bleiben. „Was willst du allein im Kino?“ und „Du wolltest doch eh noch die Zeitungsausschnitte einkleben“, etc... Schließlich willigt sie genervt ein. Dann bleibt sie halt zu Hause. Puh – das war

 knapp (aus Tonys Sicht) und wir wollen schreien „Geh doch ins Kino. Nicht nur, dass es aus heutiger Sicht auch zu einer unabhängigen Frau dazugehört, selbstbestimmt zu handeln, nein – so überlebst du auch noch!“ Doch sie bleibt zu Hause. Und so ist sie nur beinahe dem geplanten Mord entgangen. Und die Spannung steigt. Wird sie umgebracht werden?

Daraufhin versteckt Tony den Wohnungsschlüssel seiner Frau im Treppenhaus, damit Swann sich die Tür aufsperren kann. Er schärft ihm ein, den Schlüssel beim Verlassen der Wohnung unbedingt wieder am selben Ort zu verstecken. Dann erleben wir den besagten Abend. Und die ganze Zeit schwebt mit: Wird der Plan aufgedeckt werden? Wird sie umgebracht werden? Swann dringt zur verabredeten Zeit unbemerkt in die Wohnung ein. Tony ruft wie besprochen aus dem Club zu Hause an (das Zeichen!), um seine Frau ans Telefon zu locken. Als sie abhebt, versucht Swann sie mit einem Schal zu erwürgen. Doch zuerst gelingt es nicht. Und hier gibt es weitere „Das-war-knapp-Momente“: Wir sehen Swann hinter Margo stehen. Und immer wieder hebt er den Schal, will sie erwürgen. Aber immer wieder telefoniert sie weiter und er lässt den Schal sinken. Das war knapp ...


BREAKING BAD:

 Der Das-war-knapp-Moment: Walt hat es geschafft den Taco zu vergiften. Hector hat es zwar gesehen, aber eer ist ja eh nicht fähig zu reden. Nun setzen sich alle hin zum Essen. Tuco setzt gerade an von seinem giftigen Taco abzubeißen, als plötzlich Hector mit seiner Klingel klingelt. Jessie und Walt ist klar – der weiß es. Er kann Tuco retten und sie auffliegen lassen. Tuco weiß natürlich von dem Ganzen noch gar nichts. Er will wieder ansetzen. Und erneut klingelt Hector. Beinahe hat Tuco abgebissen. Mann, war das knapp. Und sie Szene spitzt sich weiter zu. Jetzt steht Tuco auf. Alles ist

 unter Spannung. Jessie und Walt bekommen selbst keinen Bissen herunter. Kann Hector sie verraten? Wird Tuco den giftigen Taco essen? Die Spannung steigt...

So, nachdem wir nun einige spannende Das-war-knapp-Momente erlebt haben, kommen wir zum dritten Element guten Suspenses: dem Zaubertrick.



Der Zaubertrick:


Der Zuschauer findet Suspense nur dann so richtig erfüllend, wenn es auch einen zufriedenstellenden Abschluss gibt. Das Geheimnis muss aufgedeckt werden. Wir müssen den Zuschauer dafür belohnen, dass er so lange zugeschaut hat. Wenn wir das nicht tun, sind die wenigsten Zuschauer daran interessiert, nächste Woche wieder einzuschalten. Und warum auch? Wir haben ihnen so knapp die dritte Banane vorgehalten, und dann schicken wir sie enttäuscht ins Bett? Das würde keinem von uns gefallen.

Um den Zuschauer allerdings glücklich zu entlassen, müssen wir einen der wichtigsten Punkte beachten: Die Auflösung sollte niemals so stattfinden, wie sie erwartet wurde. Wie bei einem guten Zaubertrick sollte man noch eine Karte im Ärmel haben und den Zuschauer mit einem guten Twist überraschen. Das wird er Ihnen für ewig danken. Und hier wird der geneigte Filmemacher zum Magier.

Zaubertricks funktionieren, weil das Publikum es liebt, an der Nase herumgeführt zu werden. Sie gehen in eine Zaubershow mit dem Wissen: Heute werde ich mal wieder ordentlich an der Nase herumgeführt – und wehe, wenn nicht. Das ist ein unausgesprochener Vertrag zwischen dem Magier und seinem Publikum. Die Menschen zahlen Geld dafür. Aber warum tut man sich das an? Weil es unheimlich Spaß macht, wenn man von jemandem sehr, sehr clever an der Nase herumgeführt wurde. Er ist schlauer als die Skepsis des Zuschauers. Man ist dem Entertainer eben dankbar, wenn man auf schlaue Art und Weise komplett verschaukelt wurde. (Hierzu kann man sich ja auch noch einmal The Sixth Sense anschauen). Obwohl man doch so gut aufgepasst hat. Was für eine Freude, dieser schlaue Fuchs da vorne auf der Bühne. Oder um in unserem Jargon zu bleiben: Dieser verdammt versierte Filmemacher! Davon will ich mehr sehen ...

Um bei unserem Seiltänzer zu bleiben – er kommt endlich zur Mitte. Das Seil droht zu zerreißen und reißt auch schließlich. Aber er fällt nicht tief. Denn das Seil war nur knapp einen Meter über dem Boden gespannt, und nur durch einen visuellen Trick sah es aus wie zig Meter. Oder der Seiltänzer war die ganze Zeit eingeweiht. Und war darauf vorbereitet. Und er fällt tatsächlich. Und zwar richtig in die Tiefe, aber dann, wie von Zauberhand, kommt er wie Tom Cruise in Mission Impossible kurz vor dem Boden zum Stoppen. Direkt über einer wundervollen eiskalten Cola mit einem Strohhalm, aus dem er genüsslich trinkt. Die Zuschauer öffnen wieder ihre Augen. Und der Applaus bricht über den Seiltänzer herein.

Der Zuschauer wurde an der Nase herumgeführt. Der Seiltänzer hat überlebt und jeder hat seine Show gehabt. Und am Ende sind alle glücklich. Wir sehen, ohne die unerwartete Wendung am Ende der Suspsense Sequenz würde das Ganze nur halb so viel Spaß machen. Und der Zuschauer schaltet nächste Woche wieder ein, da er weiß, dass wir ihn nicht enttäuschen werden.


Nun die beiden Zaubertrick-Beispiele aus Dial M for murder und Breaking Bad DIAL M FOR MURDER:

 Der Zaubertrick: Wir erwarten jetzt, dass der Plan ausgeführt wird und Margo stirbt. Sie hatte so viele Das-war-knapp-Momente, jetzt muss der Killer ja erfolgreich sein. Doch Margo wehrt sich verbissen und es gelingt ihr, Swann mit einer Schere zu erstechen. Tony hat am Telefon alles mit


 angehört. Als sich seine Frau wieder am Telefon meldet, ist ihm klar, dass etwas schiefgegangen ist. Seine Frau wurde nicht ermordet, sondern sie ermordete den Mörder. Damit haben wir als Zuschauer in diesem Augenblick überhaupt nicht gerechnet. Eine völlig neue Situation. Und jetzt dürfen wir dabei zuschauen, wie Tony, der den ganzen Plan ja ausgeheckt hatte, hat damit umgeht. Aus der Suspense-Sequenz ist dadurch eine gesteigerte Spannung für den weiteren Verlauf des Films entstanden.


Breaking Bad Season 2 / Episode 2:

Der Zaubertrick: Tuco hat sich ein wenig über seinen gierigen Onkel Hector lustig gemacht und ist bereit wieder in den Taco zu beißen. Hector klingelt erneut, und da glaubt Tuco zu verstehen, was los ist. Walt und Jessie halten die Luft an. Jetzt werden sie entlarvt. Doch was macht Tuco? Er übergibt Hector den Taco, weil er davon überzeugt ist, dass er diesen ganzen Aufstand nur macht, damit er Tucos Taco haben kann. Walt und Jessie schauen dem ganzen Treiben hilflos zu. Aber immerhin hegt Tuco noch keinen Verdacht. Und dann benutzt Hector seine ganze Kraft, um mit seinem gelähmten Arm das Essen vom Tisch zu schleudern. Tuco ist echt angepisst, Walt und Jessi sind komplett aus der Fassung. Aber der Zuschauer hatte niemals damit gerechnet, dass Hector es schafft Tuco davor zu bewahren, den Taco zu essen. Der wahre Zaubertrick ist hier: Hector, den wir als jemanden kennengelernt haben, der sich nicht bewegen kann und der vermeintlich nichts mitbekommt, schafft es, Tuco zu retten, ist aber nicht fähig, Walt und Jessie zu entlarven.

Um also eine Szene voller Suspense zu haben, muss man ein Geheimnis pflanzen, ein paar Das-war- knapp-Momente erzeugen und schließlich dem Zuschauer wie ein wahrer Magier eine überraschende und unterhaltsame Auflösung bieten. Natürlich ist das nur eine Art und Weise wie man in einer Story Suspense erzeugen kann. Schauen wir uns noch weitere Arten des Suspense an:



ARTEN DES SUSPENSE IM FILM

Es gibt natürlich verschiedene Arten, um Suspense in seinen Geschichten zu erzählen. Ich will hier einige vorstellen, die Jeffry Michael Boys in seinem Buch1 identifiziert hat:

Herbert suspense model:

1. Der geheime Plan: Der Protagonist hat einen geheimen Plan, den das Publikum kennt (Der namensgebende Herbert wollte in „Back for Christmas“2 seine Frau umbringen).

2. Nervöses Warten: Der Protagonist lebt dann erstmal so seinen Tag weiter, muss aber natürlich seine Anspannung verbergen. Am besten ist es, wenn das Opfer in seiner Nähe ist und das ein oder andere Mal den Plan fast aufdeckt.

3. Comic Delays: In dem Augenblick, in dem er den Plan ausführen möchte, gibt es einige banale Unterbrechungen – im besten Fall führt das Opfer selbst diese Unterbrechungen herbei. (Natürlich weiß das Opfer noch nichts von dem Plan)

 

4. Fast erwischt: Der Plan wurde in die Tat umgesetzt, geht aber schief. Oft gibt es noch eine Szene mit einem qualvollen und super-knappen Moment der Entdeckung.


Das Publikum identifiziert sich hier mit dem eigentlichen Verbrecher, da man ihn nervös erlebt und er durch humorvolle „Das-war-knapp“ Momente an seine Grenzen gelangt. Somit bringt all das Suspense, was den Plan droht auffliegen zu lassen.

Genaugenommen ist dies auch die Form des Suspense in unserem Breaking Bad Beispiel. Hier können wir noch die Comic Delays ergänzen. Jedes Mal, wenn Hector seine Klingel drückt, sind wir entweder kurz davor zu lachen oder zu fluchen. Das zweite Klingeln birgt Komik in sich.


Hierzu als Ergänzung das Sam Suspense Modell:

1. Informationen zurückhalten: Man hält dem Publikum einige Information vor, die das Interesse wecken. Das funktioniert nur eine kurze Zeit.

2. Held macht einen Fehler: Der Protagonist macht etwas, dass er vor jeder anderen Figur verstecken muss – was die Zuschauer natürlich mitbekommen. Nun teilen wir ein Geheimnis -> Zuschauerbindung

3. Vertuschung / Verschleierung: Der Protagonist nimmt viel auf sich um das Verbrechen / sein Geheimnis zu vertuschen. Je mehr er vertuscht, desto mehr identifiziert sich das Publikum mit ihm.

4. Das-war-knapp: Immer wieder gibt es die Chance, einige „Das-war-knapp“-Momente zu erzeugen. Hierfür sollte man am besten ein triviales Objekt nehmen, auf das man sich konzentriert. Das kann eine Basis für guten Suspense sein.

Sam, der Namensgeber dieses Suspense-modells, hat seine Frau umgebracht und sie in den Kofferraum gelegt. Dann fährt er mit dem Wagen weiter und wird von der Polizei angehalten. Und zwar, weil er ein kaputtes Rücklicht hat. Und durch das Rücklicht, so etwas lächerlich Triviales, läuft der Protagonist Gefahr, entdeckt zu werden. Das baut Spannung auf - und macht es dem Publikum leichter, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren. Hitchcock hat es damit sogar geschafft, dass wir uns mit einem Mörder identifizieren.


Das Modell der unsichtbaren Gefahr:

1. Versteckte Gefahr: Eine Gefahr, die den Protagonisten davon abhält, aus der Situation zu flüchten.

2. Warten auf Hilfe: Der Protagonist wartet nervös auf Rettung oder sucht nach einem Weg aus der Bedrohung. Verzögerungen, z.B. durch inkompetente Rettungskräfte, bauen weitere Spannung auf.

3. Eine heikle Prozedur: Um die Gefahr zu neutralisieren, muss eine heikle und gefährliche Prozedur ausgeführt werden. Während der Prozedur wird durch einen möglichen Fehler die Spannung erhöht.


4. Twist oder Umkehrung: 

Die Rettung wurde durchgeführt, aber es stellte sich heraus, dass es niemals eine wirkliche Gefahr gab. Oder es gibt eine Szene, in der die Gefahr zurückkehrt. Dass die Gefahr niemals wirklich besiegt wurde, ist eine weitere Möglichkeit.

In diesem Fall ist der ganze Filme ein: Das-war-knapp-Moment. Es beginnt mit einer unsichtbaren Gefahr und ständigen Das-war-knapp-Momenten, um die Zuschauer die Dauer des Films über in Ungewissheit und Anspannung zu halten.


Das unsichtbare Opfer suspense Modell:

1. Das Opfer braucht Hilfe: Der Protagonist ist gefangen und braucht Hilfe.

2. Das Opfer wird unsichtbar: So sehr sich der Protagonist auch anstrengt: Sein Hilferuf wird durch

irgendwas geblockt.

3. Inkompetente Fremde: Einer oder viel Fremde sind in der Position den Hilferuf wahrzunehmen,

verpassen aber die Chance, weil sie mit sich selbst beschäftigt sind – eine gute Quelle für Humor. Und für soziale Kritik. Hitchcock hat gerne Polizisten oder andere Amtsinhaber in dieser Rolle genutzt.

Der Protagonist ist „gefangen“ und braucht Hilfe. Er versucht alles um einen Hilferuf loszuwerden, ein weiterer Charakter kommt hinzu und das Publikum erwartet die Rettung, doch meistens geht irgendetwas schief oder der Retter ist einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Es ist doch direkt vor seiner Nase, aber dieser Vollidiot sieht es einfach nicht. Das Publikum möchte am liebsten in den Fernseher kriechen und die andere Figur anschreien: Bist du blind? Oder blöd? Du musst doch helfen.


Verschwörungstheorie suspense Modell:

1. Verschwörungstheorie: Es passiert etwas, hinter dem der Protagonist eine Verschwörung vermutet.

2. Skeptiker: Ein Skeptiker hält den Protagonisten für paranoid, was den Protagonisten nur dazu bewegt, noch mehr Beweise zu finden.

3. Das Rad dreht sich: ... und dreht sich. Immer wieder findet der Protagonist neue Beweise und der Skeptiker glaubt, er hat sie nicht alle. Bei all diesen Wiederholungen wird der Protagonist jedes Mal nervöser und zweifelt bald an sich selbst.

Es ist wichtig, dass der Zuschauer immer wieder manipuliert wird zwischen Glauben und Unglauben. „Das Fenster zum Hof“ ist hier wohl Hitchcocks berühmtestes Beispiel. James Stuart ist sich sicher: Es gab einen Mord. Und alle haben Theorien, warum er sich das ausdenkt. Und sogar wir als Zuschauer sind uns nicht immer sicher.

Natürlich lassen sich diese verschiedenen Suspsense-Modelle auch miteinander verknüpfen und somit intensivieren. Sie können nur ein paar Minuten oder eine kleine Szene lang dauern, manchmal aber auch den ganzen Film oder die komplette Folge über.


Quelle: „Suspense with a camera - A filmmakers guide to Hitchcock’s techniques“ Jeffrey Michael Bays 2 Back for Christmas 1956

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